Gräfin Marianne von der Leyen
Geboren als Maria Anna Helene Josephina Freiin von Dalberg kam sie am 31. März 1745 als
Tochter des kurmainzischen Geheimrats Franz Heinrich von Dalberg und der Gräfin María Sophia
von Eltz-Kempenich in Mainz zur Welt.
Anlässlich der Kaiserwahl 1765 befand sie sich zu diesem Zeitpunkt in Frankfurt und lernte dort
ihren zukünftigen Gatten Franz Georg Karl Anton von der Leyen kennen. Noch im gleichen Jahr
heirateten sie und zogen der Tradition nach in die Familienresidenz nach Koblenz. Dort erweiterte
sich ihre Familie im Verlauf der folgenden drei Jahre um drei Kinder, dem Erbgraf Philipp und die
zwei jüngeren Töchter Charlotte und Maria.
Sie lebten noch bis 1773 auf dem Von der Leyenschen Hof in Koblenz, bis sie schließlich auf das
Schloss nach Blieskastel zogen. Während seiner Regentschaft war es das Ziel des Grafen Franz
Karls gewesen, die Region wirtschaftlich und sozial zu verbessern, doch starb er bereits 1775 an
einer Blutvergiftung. Die nun verwitwete Marianne von der Leyen übernahm mit dreißig Jahren
die Regentschaft als Vormund ihres neunjährigen Sohnes und hielt diese für achtzehn Jahre inne.
Regentschaft & Soziales Engagement
Durch den frühen Tod ihres Mannes übernahm Marianne von der Leyen 1775 die Regentschaft als
Vormund für ihren Sohn und war bestrebt, die Politik ihres Mannes weiterzuführen, indem sie sich
bemühte, ihr Land wirtschaftlich weiter zu entwickeln. Um dies zu erreichen, führte sie soziale und
bildungspolitische Maßnahmen ein, indem Waisenhäuser erbaut wurden und sie bereits 1775 die
Schulpflicht für die Elementarschule einführte. Zusätzlich hob sie 1786 die Leibeigenschaft auf und
richtete eine Witwen- und Waisenkasse ein.
Die wirtschaftliche Entwicklung sollte verbessert werden, indem sie die Weiterentwicklung der
Landwirtschaft, des Gartenbaus und der Viehzucht förderte. Auch die Industriezweige des
Bergbaus, des Hüttenwesens oder der Glasindustrie wurden durch sie unterstützt. Sie schaffte
Arbeitsplätze durch eine Manufaktur für Steingut und eine Druckerei, in der das Blieskasteller
Wochenblatt gedruckt wurde.
Obwohl ihr Sohn 1791 die Volljährigkeit mit 25 Jahren erreichte, zeigte er kein Interesse an der
Regentschaft, wodurch Marianne von der Leyen bis 1793 das Amt weiterführte.
Aufkommende Auseinandersetzungen
Trotz ihrer Bemühungen, die soziale Lage der Region zu verbessern, sorgte dies für Unmut in der
Bevölkerung. Es wurde als ein Eingriff von oben gesehen, da sie definierte, was das allgemeine
Wohl sei und wie man die Lage der Bevölkerung verbessern kann. Viele Einwohner bestanden auf
ihre alten und urtümlichen Rechte und nahmen die Veränderungen nicht als eine Verbesserung
der Ordnung wahr.
Darüber hinaus geriet die Region in immer tiefer werdende Schulden. Durch die prunkhafte
Hochzeit des Erbprinzen und den Bau der Philippsburg wurde die Lage verschärft und den
Bewohnern wurden höhere Lasten aufgebürdet.
Zusätzlich bestanden bereits seit 1765 Zwistigkeiten um die Wald- und Kohlerechte, welche 1789
im St. Ingberter Waldstreit ihren Höhepunkt erreichten. Die Kommune St. Ingbert suchte bei
anderen Gemeinden Unterstützung und so versammelten sich 19 von 38 Gemeinden der Region
zu einer Versammlung, in der sie ihren Protest in 25 Klagepunkte sammelten. Diese wurden der
Regentin übergeben, wo sie kein Gehör fanden, weshalb die Proteste fortgeführt wurden.
Im Dezember ging Marianne von der Leyen mit einer Reichsexekution gegen die revoltierenden
Dörfer vor und setzte Truppen im Land ein, um die Unruhen niederzuschlagen. Sie prüfte die
Forderungen der Gemeinde, doch sah sie die meisten als „dreist, ahndungswürdig, übel“ an,
verzichtete jedoch auf die zu leistenden Zahlungen, die durch die Aufhebung der Leibeigenschaft
entstanden waren.
Die gewaltsame Unterdrückung gewährleistet keinen langen Halt für die Regentschaft von
Marianne von der Leyen, als 1793 die Französische Revolution in das deutsche Gebiet eindrang.
Im Mai erkannte die Gräfin ihre missliche Lage und flüchtete vor den französischen
Revolutionstruppen.
Das „Journal meiner Unglücksfälle“
Als die französischen Revolutionstruppen näher rückten, bereitete sich Marianne von der Leyen
bereits darauf vor, zu flüchten. Zu Beginn verweilte sie noch im Residenzschloss, doch bezog sie
alsbald andere Räumlichkeiten, in denen sie vorausschauend ein Magdkleid aufbewahrte.
Am 14. Mai 1793 rückten schließlich revolutionäre Kommissare in Blieskastel ein, die vor hatten,
sie nach Paris zu bringen, doch als Dienstmagd verkleidet, gelang es ihr, aus dem Fenster zu
flüchten. Über eine Woche lang musste sie sich durch die Dörfer ihrer Grafschaft schleichen,
wobei ihr zahlreiche Bewohner halfen. Ihre Flucht dokumentierte sie im „Journal meiner
Unglücksfälle“, in welchem sie schilderte, wie sie sich versteckt hielt. Sie flehte Einwohner an,
sie
in ihrem Haus unterzubringen, an einem Ort, wo sie unauffindbar wäre. So verbrachte sie unter
anderem zwei Nächte lang auf dem Speicher eines Hauses in einem Holzverschlag, der nur durch
eine Luke zugänglich war, auf die zur Sicherheit ein Schrank vorgeschobenen wurde.
Schlussendlich erreichten Verbündete Marianne von der Leyen, die ihr eine sichere Flucht nach
Zweibrücken gewährten. Letztlich gelang es ihr so, die französischen Linien zu durchqueren und
sich bei dem preußischen Militär in Sicherheit zu bringen.
Die folgenden zehn Jahre verbrachte sie im Exil in Frankfurt am Main, wo sie an einer
Gichterkrankung und einer Erkrankung der Lunge im Alter von 60 Jahren verstarb. Zunächst
wurde sie in Heusenstamm bestattet, doch wurden ihre Gebeine 1981 neben die ihres Mannes in
Blieskastel beigesetzt.